Emotionale Rhetorik

Mit Worten begeistern, beeindrucken, berühren

Was uns emotional nicht berührt, wird uns nie erreichen. Nur Emotionen können Botschaften in uns verankern. Nur was uns emotional bewegt, erlangt unsere Aufmerksamkeit. Anita Hermann-Ruess stellt in ihrem Buch 40 rhetorische Instrumente vor, die die Treffsicherheit und Kraft haben, ein Publikum emotional zu erreichen.

Das Buch ist ein übersichtliches, inspirierendes Rhetorik-Nachschlagewerk, mit dem Sie in Sekundenschnelle die richtigen Tools für Ihre Rede oder Ihren Text finden. Ergänzend werden 30 rhetorische Stilmittel für den rhetorischen Feinschliff – von Alliteration über Klimax bis Oxymoron -, auf je einer Seite knapp erklärt. Klare Anleitungen, ausformulierte Beispiele und gute Ideen machen das Buch zu einem unverzichtbaren rhetorischen Ideengeber.

Leserstimmen

Es herrscht ja wirklich kein Mangel an Büchern zum weiten Thema Rhetorik. Der Autorin gelingt es allerdings, ganz konsequent den wichtigsten Aspekt der Rhetorik zu bearbeiten: die Emotionalität! Noch nie hat ein Buch...

Das habe ich nicht für möglich gehalten. Da schreibt eine Autorin ein neues Rhetorikbuch für einen schon ziemlich gesättigten Markt und bringt ganz neue, überraschende und wirklich hilfreiche Tipps...

Rhetorische Kurzanalysen

Eine wahre Fundgrube für herausragende Reden und Präsentationen ist die Plattform www.ted.com. TED (Abkürzung für Technology, Entertainment, Design) ist vor allem bekannt durch die TED-Talks-Website, auf der die Vorträge als Videos kostenlos ins Netz gestellt werden. Eine exklusive Gruppe von Fachleuten der unterschiedlichsten Gebiete tauschen auf meist hohem rhetorischen Niveau ihre Ideen aus. Wir zeigen Ihnen herausragende Redner und Rednerinnen und verweisen auf die wichtigsten erzeugten Emotionen, Highlights, Körperbilder und Verstärker. Lassen Sie sich inspirieren, indem Sie den Großen der Welt beim Präsentieren zusehen.

Alle Reden haben deutsche Untertitel und z.T. deutsche Transkripte

Ken Robinson: How schools kill creativity

Mehr als 25 Millionen Views, fast 10 Millionen Views mehr als die Rede der zweitplatzierten Amy Cudy – wie lässt sich dieser unglaubliche Erfolg erklären? Und das – nebenbei bemerkt - ganz ohne PowerPoint & Co.?

Auf der Bühne steht – fast bescheiden – ein etwas ungelenker Professor und erzählt. Seine stärkste rhetorische Waffe ist sein brillanter Humor und seine Gabe, leicht und locker Geschichten zu erzählen. Seine Kernbotschaft (Emotionsfeld 7): Unser Schulsystem muss verändert werden, um die Zukunft zu gestalten. Eine These, der die meisten von uns schon fast überdrüssig sind. Am Inhalt kann also der Erfolg nicht liegen. Es ist die brillante emotionale Rhetorik, der das Publikum hier regelrecht verfällt. Denn statt mit erhobenem Zeigefinger zu dozieren, nutzt er Emotionen, um sein Publikum zu berühren und zu bewegen: Verbundenheit, Sympathie, Berühung, Ironie, Humor, Faszination. Seine Rede bewegt sich hauptsächlich auf den Emotionsfeldern Verbundenheit und Entdeckung (5/6 und 7/8).

Amy Cuddy: Your body language shapes who you are

Eine „How-to-do“-Präsentation schaft es auf Platz 2 der meistgesehenen TED-Reden. Die Wissenschaftlerin Amy Cudy zeigt uns, wie wir mit minimalen Mitteln maximale Wirkung erzielen: Stell dich 2 Minuten machtvoll hin, und du wirst zum Gewinner. Ihre Kernbotschaft spricht das erste Emotionsfeld an: Stolz, Karft, Siegesgefühle. Auch Ihr Körperbild entspricht der einer Expertin. Gleichzeitig rührt uns die zarte, fast unsicher wirkende Rednerin mit ihrer eigenen Geschichte zu Tränen.

Weiter auseinander können rhetorische Emotionsfelder nicht liegen als das Emotionsfeld 1 (Stolz) und das Emotionsfeld 6 (Betroffenheit, Ermutigung in schwierigen Zeiten, Hoffnung in der Dunkelheit). Stärke und Schwäche – nicht nur inhaltlich, auch emotional und formal der zentrale Kontrast der Rede.

Simon Sinek: How great leaders inspire action

Auf Platz drei der am meisten gesehenen TED-Reden hat es Simon Sionek geschafft – auf einer kleinen Bühne mit einem wackeligen Flipchart. Sein Thema ist wieder ein scharfer Kontrast: Erfolg vs. Scheitern. Seine Kernbotschaft: Nur wenn du an das glaubst, was du tust, hast du Erfolg. Seine Highlights: Beispiele. Das Besondere an seinen Beispielen: Er nutzt kontrastreiche Beispiele von erfolgreichen und von gescheiterten Unternehmeungen aus der Vergangenheit.

Damit bewegt er sich im Emotionsfeld 3: Sicherheit und Vertrauen. Und auch seine Rede ist viel geordnerer und strukturierter als die narrativen Reden von Robinson und Cuddy – so zahlt er auch im Kleinen wieder auf die limbische Sicherheitsinstruktion des 3. Emotionsfeldes ein (Ordnung/Struktur).

Jill Bolte Taylor: My stroke of insight

Verblüffung, Staunen, Faszination, aber auch Betroffenheit, Berührung – das sind die großen Emotionsfelder, welche dieser Rede ihre eindrückliche Kraft geben. Auf der Bühne steht eine Neurowissenschaftlerin und erzählt uns von ihrem Schlaganfall. Sie ermöglicht uns einen wissenschaftlichen und einen sehr persönlichen Einblick in die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns. Auch diese Rede wird von einem starken Kontrast dominiert: dem Kontrast zwischen der linken und der rechten Hemispäre, zwischen Ganzheitlichkeit und Getrenntheit, zwischen Euphorie und Pragmatismus.

Die Kernbotschaft ist: Du hast zwei verschiedene Hemisphären. Nutze beide! Nutze vermehrt die rechte Hemisphäre um unsere Welt zu einem friedlicheren Ort und dich zu einem glücklicheren Menschen zu machen. Du hast die Wahl.

Brené Brown: The power of vulnerability

Wie wichtig es als Redner/als Rednerin ist, sich verletzlich zu zeigen, haben die vier bisherigen TED-Reden gezeigt. Nun steht die Verletzlichkeit im Mittelpunkt einer ganzen Rede. Brené Brown nimmt uns mit auf die Reise ihrer Entdeckung der Verletzlichkeit: als Forscherin einerseits – als Mensch anderseits. Ihre Kernbotschaft: Nur wer seine eigene Verletzlichkeit zulässt, kann ein erfülltes Leben führen.

Auch hier steht ein Kontrast im Mittelpunkt: der Kontrast zwischen den Menschen, die Verletzlichkeit leben, und denen, die sie betäuben. Brené Braun wechselt zwischen dem „verletzlichen“ Emotionsfeld 6 (Betroffenheit, Mitgefühl) und „stärkeren“, „distanzierteren“, „ironischeren“ Emotionsfeldern (1, 7,8) hin und her. Sie macht damit ihre eigene Zerrissenheit und Vielstimmigkeit hinsichtlich der Verletzlichlichkeit deutlich.

Hans Rosling: The best stats you've ever seen

Das große Theme der Präsentation von Hans Rosling ist der Kontrast zwischen Schein und Sein, zwischen Vorurteilen und Wirklichkeit, zwischen Bauchgefühl und Daten. Der schwedische Professor für globale Gesundheit zeigt uns Statistiken auf eine Art und Weise, wie wir sie bis dahin noch nie gesehen haben. Lebendig, bewegt, verständlich – und so spannend wie die Live-Übertragung eines Fußball-WM-Endspiels.

Somit bewegt sich die Präsentation im Emotionsfeld 7: Verblüffung, Spannung, Faszination. Ihr zentrales Highlight ist „Schein und Sein... Die Wahrheit über“ aus dem 8. Emotionsfeld.

Hans Rosling: The magic washing machine

Diese Rede gehört zu meinen persönlichen Favoriten, weil sie es schafft, Welten, die sonst getrennt werden, in einer Rede zu vereinen: die Welt der Zahlen und die Welt des Mitgefühls (Emotionsfeld 1 und 5). In weniger als 9 Mnuten bringt Hans Rosling die ökonomischen und ökologischen großen Probleme dieser Welt auf den Punkt und zeigt Lösungen auf.

Niemand kann nach dieser Präsentation mehr behaupten, er habe zu wenig Zeit für sein Thema. Rosling zeigt: In 9 Minuten können wir mit einer Rede unser Publikum verändern und die Welt verbessern.

Barack Obama: Inaugural Address

Eine Rede, wie sie ambivalenter nicht sein könnte. In der Stunde des höchsten Triumphes nach einem langen und harten Kampf zeigt Obama Schlichtheit, Eleganz und Bescheidenheit. In seiner Rede zur Amtseinführung, in der sogenannten „Inaugural adress“ am 20. Januar 2009, beweist er einmal mehr sein überzeugendes Auftreten und seine brillante Rhetorik. Er nutzt nur wenige eindringliche Tasten auf der Klaviatur der Emotionen, die aber umso eindrucksvoller, berührender und beachtlicher sind.

Steve Jobs: Stanford Commencement Address

Drei Geschichten aus seinem Leben erzählt Steve Jobs und tut damit das, was man am wenigsten erwartet: Das Innere nach außen kehren, die verletzliche Seite zeigen. Er erzählt von Angst, Verlust und Sterben, aber dann auch immer wieder von Weiterleben, Gewinnen und Vertrauen. Storytelling nennt man die Kunst des Geschichtenerzählens. Sie ist schon oft in diesem Buch angeklungen, soll ihren Höhepunkt aber in dieser Rede finden.